In Gebäuden mit Flachdächern aus Holz kommt es immer wieder zu massiven und kostenintensiven Schäden im Bereich der Flachdachkonstruktion. Die Schäden werden häufig erst bemerkt, wenn es schon zu spät ist und die Dachkonstruktion feuchtebedingt irreversibel durch Schimmelbefall (mikrobieller Befall (Schimmelpilze und/oder Bakterien)) und holzzerstörende Organismen geschädigt ist. Um das zu verhindern gilt es, frühzeitig Untersuchungen durch einen Bauexperten durchführen zu lassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Versteckte Schäden
- 2 Typische Probleme von (Holz)-Flachdachkonstruktionen
- 3 Unterschiede zwischen Flachdächern aus Beton und aus Holz
- 4 Das gilt es bei Dachkonstruktionen zu beachten
- 5 Vorsicht bei nicht belüfteten Flachdachkonstruktionen aus Holz
- 6 Fragen oder Probleme mit Ihrem Flachdach? I-O-K kontaktieren!
Versteckte Schäden
Oftmals sind die Schäden auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen. Viele Betroffene klagen zuvor über geruchliche Auffälligkeiten, die sie keiner offensichtlichen Quelle zuordnen können, bzw. über immer wieder auftretende gesundheitliche Beschwerden – wie z.B. Augenreizungen, Atemwegsprobleme, Kopfschmerzen etc. – die sie zuvor, als sie noch nicht in dem Objekt gewohnt haben, nicht an sich festgestellt haben.
Werden die Objekte aufgrund dieser Feststellungen im Rahmen von weitergehenden Untersuchungen durch einen Bauexperten auf Hinweise für versteckte Feuchteschäden und Schimmelpilzbefall genauer überprüft – z.B. mittels MVOC-Messung oder Differenzdruckmessverfahren, so gibt es diverse Objekte mit Dachkonstruktionen aus Holz – häufig unbelüftete Flachdachkonstruktionen – bei denen Schimmelschäden bzw. Schäden an der Holzkonstruktion im Dachbereich festgestellt werden.
Typische Probleme von (Holz)-Flachdachkonstruktionen
Dabei sind die Schwachstellen bestimmter Flachdachkonstruktionen seit Jahren bekannt. Ein Problem dabei ist häufig Leichtsinn und Unkenntnis bei der Planung und Ausführung.
Eine Holzdachkonstruktion ist nicht per se schlecht und anfällig für Feuchteschäden. Fachgerecht – unter Beachtung gültiger Regelwerke und moderner Erkenntnisse – ausgeführt, funktionieren diese Konstruktionen über viele Jahre hinweg schadenfrei. Wichtig dabei ist jedoch, dass die Konstruktion unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse und Erfahrungen fachgerecht geplant und ausgeführt wird.
Während belüftete Flachdach-Konstruktionen, richtig ausgeführt, in der Regel unproblematisch sind, kommt es in nicht belüfteten Flachdachkonstruktionen – insbesondere bei denen mit der Wärmedämmung ausschließlich in der Tragebene – häufig zu Schäden.
Deutlich unproblematischer sind belüftete Flachdachkonstruktionen aus Holz, bei denen oberhalb der Dämmebene planmäßig eine ausreichend große Belüftungsebene vorgesehen wird und Flachdächer mit Aufdachdämmung.
Unterschiede zwischen Flachdächern aus Beton und aus Holz
Während Flachdachkonstruktionen aus Beton weniger feuchteempfindlich bei direkter Durchfeuchtung sind, bis auf die Wärmedämmung eine geringe Brandlast aufweisen und gute Schallschutz- und Traglasteigenschaften besitzen, sind sie im Vergleich zur Holzdachkonstruktion zeitintensiver in der Ausführung – z.B. da der Beton aus abtrocknen müssen – und gewichtstechnisch deutlich schwerer. Ferner ist ihr Aufbau aufgrund der oben aufgebrachten Wärmedämmung zum Teil dicker. Aus diesen Gründen kommt z.B. beim Aufstocken von Bestandsimmobilien häufig eine leichtere Holzkonstruktion zur Ausführung.
Holzdachkonstruktionen (z.B. Flachdächer aus Holz) zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass …:
- … sie zügig erstellt werden können.
- … sie gewichtstechnisch relativ „leicht“ sind.
- … sie z.B. mit optisch ansprechender Unterseite vorgefertigt werden können.
Sie stellen jedoch bezüglich des Feuchte- und Holzschutzes hohe Anforderungen an die Planenden und ausführenden Unternehmen. Unter anderem, da sie eine geringere Fehlertoleranz aufweisen, als z.B. Betondachkonstruktionen und bei falscher Planung/Ausführung – insbesondere als unbelüftete Flachdachkonstruktion mit der Wärmedämmung ausschließlich in der Tragebene – sehr schadensanfällig sind.
Zur Realisierung einer dauerhaften Dachkonstruktion/ Flachdachkonstruktion (bzw. Balkon- oder Dach-Terrassenkonstruktion) – ist es u.a. wichtig, die Konstruktion so zu erstellen, dass die Beanspruchung der Konstruktion – z.B. durch die Witterung; die Nutzung; angrenzende Aufbauten und Bauteile – möglichst gering ist. Es sollten Konstruktionen und Baustoffe verwendet werden, die sich über lange Zeit praktisch bewährt haben und die möglichst einfach in der Herstellung sind.
Das gilt es bei Dachkonstruktionen zu beachten
Wichtige Punkte bei der Erstellung von Dachkonstruktionen – insbesondere für Flachdachkonstruktionen aus Holz – sind z.B.:
- Die Ausführung erfordert eine sorgfältige Planung, Arbeitsvorbereitung und Ausführung. Für voll gedämmte, nicht belüftete Dachkonstruktionen mit Metalleindeckung oder Abdichtung auf Schalung bzw. Beplankung müssen bei der Planung und vor der Ausführung, entsprechend den allgemein anerkannten Regeln der Technik, besondere bauphysikalische Nachweise geführt werden (siehe auch DIN 68800; DIN 4108-3; DIN 18531-1 bzw. WTA-Merkblatt 6-8). Es wird der Nachweis mittels hygrothermischer Simulation nach DIN EN 15026 gefordert. Dies gilt insbesondere für Konstruktionen vom Typ A und Typ B (siehe oben).
- Ein ausreichendes Gefälle ist herzustellen. Anfallendes Wasser soll schnell und rückstaufrei abgeführt werden. Größere Pfützenbildungen sind zu vermeiden. Abläufe sind an Tiefpunkten anzuordnen und Notabläufe vorzusehen. Wasser- und Schneelasten sind aus statischer Sicht bei der Planung zu beachten. Die Systeme sind regelmäßig zu kontrollierten und bei Bedarf – z.B. von Laub etc. – zu reinigen. Partiell auftretende Undichtheiten sind umgehend zu beseitigen.
- Durchdringungen sind möglichst zu vermeiden, bzw. so zu platzieren, dass sie handwerklich gut abzudichten sind, um Ausführungsfehlern und Undichtheiten vorzubeugen. Auf die Einhaltung notwendiger Abstände ist zu achten.
- Da der obere Rand von Abdichtungsanschlüssen besonders empfindlich ist, sind diese ausreichend weit über der wasserführenden Ebene/ der Belagsschicht anzuordnen, um den Rand des Abdichtungsanschlusses vor Schäden und erhöhter Wasser-beanspruchung zu schützen. Die gültigen Regelwerke sind zu beachten. Besonderes Augenmerk gilt dabei z.B. Türanschlüssen. Bei reduzierten Anschlusshöhen sind zusätzliche Maßnahmen notwendig (z.B. Entwässerungsrinnen; Überdachungen – Stichwort: Sonderkonstruktion „Barrierefreier Übergang“).
- Bei Aufbauten auf Dachkonstruktionen (z.B. Solar- oder Klimaanlagen) muss die spätere Kontrollierbarkeit berücksichtigt werden (Stichwort: Abstand des Aufbaus zur Abdichtungsebene). Für unbelüftete Flachdächer aus Holz können Aufbauten – aufgrund ihrer verschattenden Wirkung – schädlich sein. Speziell bei unbelüfteten Flachdachkonstruktionen mit der Wärmedämmung ausschließlich in der Tragebene sind Verschattungen durch Deckschichten, Solaranlagen, Dachterrassen in der Regel nicht möglich, da sie den trocknungsfördernden Effekt der Rückdiffusion durch feuchte- und wärmespeichernden Deckschichten reduzieren. Diese führen häufig bereits bei geringen Feuchtebelastungen zur Schimmelbildung in der Konstruktion und mit der Zeit zum Wachstum von holzzerstörenden Pilzen.
- Bauschnitthölzer und Dachschalungen müssen ausreichend trocken angeliefert und eingebaut werden. Da nicht belüftete Flachdächer eingeschränkte Trocknungsmöglichkeiten besitzen, sind hier möglichst geringe Holzfeuchten anzustreben, die vor dem Schließen der Konstruktion zu kontrollieren sind (Einbaufeuchte muss ≤ 15 %).
- Bei Holzbauteilen bestehen erhöhte Anforderungen an den Feuchteschutz. In der Bauzeit anfallende Baufeuchte – z.B. durch Estrich-, Putz- oder Malerarbeiten – ist zwingend zu berücksichtigen. Zur Vermeidung von Feuchte- und Schimmelschäden muss die anfallende Feuchte kontrolliert abgeführt werden, ansonsten sind auf Dauer auch die Konstruktion zerstörende Schäden nicht auszuschließen. Eine ausreichende Entfeuchtung ist rechtzeitig, vor Beginn der Arbeiten, zu organisieren (Stichworte: kontrolliertes Lüften; Einschalten eines Trocknungs-Fachunternehmens zur Realisierung einer kontrollierten technischen Bautrocknung etc.). Ein unplanmäßiger Feuchteeintrag in die Dachkonstruktion ist sicher zu vermeiden. Bei erfolgtem Feuchteeintrag muss vor dem Schließen der Dachkonstruktion eine kontrollierte technische Trocknung der Bauteile erfolgen. Hölzerne Dachkonstruktionen sind vor der Ausführung feuchteintensiver Baumaßnahmen zu dämmen und luftdicht auszuführen, um diese sicher vor den Feuchteeinwirkungen zu schützen. Ein als kritisch zu bewertender Feuchteintrag durch Konvektion – infolge von Luftundichtheiten – ist zu vermeiden. Bei beidseitig geschlossenen Dach-Konstruktionen (z.B. Typ A + B) muss die Holzfeuchte vor dem Schließen der Konstruktion kontrolliert und dokumentiert werden.
- Grundsätzlich ist zur Vermeidung eines Feuchteeintrages in die Konstruktion die Luftdichtheitsebene sicher herzustellen. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Anschlüsse sowie auf Durchdringungen zu legen. Bei nicht belüfteten Flachdächern mit der Wärmedämmung in der Tragebene und Überdämmung (z.B. Typ A) sollte neben der visuellen Kontrolle der Luftdichtheitsebene eine Luftdichtheitsprüfung mit Lecksuche erfolgen (Differenzdruckverfahren). Bei Flachdächern des Typs B (Sonderkonstruktion mit der Wärmedämmung ausschließlich in der Tragebene) muss eine solche Untersuchung inkl. Dokumentation zwingend erfolgen.
- Insbesondere bei nicht belüfteten Bauweisen ohne bzw. mit Überdämmung (z.B. Typ A und Typ B) führt eine Begrünung zu einer Einschränkung des Rücktrocknungspotentials, weil die Deckschicht durch die Verdunstungskälte des Wassers weniger und nur stark verzögert erwärmt wird. Dies muss bauphysikalisch speziell überprüft und nachgewiesen werden!
- Zur dauerhaften Erhaltung erfordern z.B. Holz-Dächer regelmäßige Unterhal-tungsmaßnahmen (Inspektion, Wartung, Instandsetzung). Dabei sind u.a. auch Abläufe regelmäßig zu kontrollieren und zu reinigen. Ggf. sind schon in der Bauzeit Monitoringsysteme vorzusehen.
Vorsicht bei nicht belüfteten Flachdachkonstruktionen aus Holz
Betrachtet man die Flachdachkonstruktionen, so stellt die nicht belüftete – beidseitig verschlossene – Flachdachkonstruktion aus Holz – mit der Wärmedämmung ausschließlich in der Tragebene (Typ B) – eine besonders schadenanfällige Sonderkonstruktion dar, die eine geringe Fehlertoleranz aufweist.
Sie „darf“ nur unter Einhaltung besonderer normativer Vorschriften gebaut werden und bedarf eines Höchstmaßes an Perfektion bei der Planung und Ausführung, was in der Regel so durch handwerkliche Betriebe (ohne werkseitige Vorfertigung) nicht erreicht wird.
Häufig kommt es zu einem versteckten mikrobiellen Befall (Schimmelpilze und/oder Bakterien), der zunächst nicht bemerkt wird bzw. zu Befindlichkeitsstörungen führen kann oder mit der Zeit anhand von geruchliche Auffälligkeiten festgestellt wird. Im ungünstigen Fall kommt es zu Schäden größeren Ausmaßes, die umfangreiche und kostenintensive Sanierungsmaßnahmen nach sich ziehen. Zum Teil kommt es zu verstecken Feuchteschäden, die dazu führen können, dass die Dachkonstruktion mit der Zeit durch holzzerstörende Organismen zerstört wird.
Mit speziellen Untersuchungsmethoden kann, häufig zunächst zerstörungsfrei, überprüft werden, ob es im Objekt Hinweise auf einen versteckten Schimmelschaden gibt.
So kann z.B. mit speziellen Luftmessungen überprüft werden, ob es in den Räumen Hinweise auf auffällig erhöhte Konzentrationen an mikrobiell produzierten flüchtigen organischen Verbindungen (MVOC) gibt.
Durch Differenzdruckmessverfahren in Kombination mit einer gezielten Leckortung (z.B. mittels Thermografie bzw. Anemometer (Überprüfung von Luftströmungen)) sowie Rauch-Spürgas-Verfahren etc. können z.B. (Flach-)Dachkonstruktionen auf Hinweise für schadenbegünstigende Luftundichtheiten, konvektive Wärmebrückeneffekte, Fehlstellen etc. überprüft werden.
In Abhängigkeit von den vor Ort gewonnenen Erkenntnissen kann es notwendig werden, die Konstruktion, zur weitergehenden Überprüfung, partiell gezielt zu öffnen – z.B. von außen.
Fragen oder Probleme mit Ihrem Flachdach? I-O-K kontaktieren!
Kümmern Sie sich rechtzeitig um Ihre Dachkonstruktion, um weiter fortschreitenden Schäden entgegenzuwirken. Sofern Sie Schäden vermuten oder andere Auffälligkeiten bemerkt haben sollten Sie sich an einen Bausachverständigen und Schimmelexperten wenden, der Sie diesbezüglich weiter berät.